Der Ton macht die Musik
Über die Zusammenarbeit mit Wolfgang Musil
Mit FROST 2009 sind wir erstmals mit einer Theaterarbeit ins Museum gegangen und die Zusammenarbeit mit dem Klangregisseur und Live-Elektroniker Wolfgang Musil hat anlässlich dieses Projektes begonnen. Seit damals verfolgen und verfeinern wir den Ansatz, als wesentliches Stilelement unserer Arbeiten akustische Räume in der jeweiligen Architektur der Museen, Galerien, Theaterräume zu definieren. Musil selbst bezeichnet sich in unseren Zusammenhängen als „acoustic stage designer“.
Für den Schauspieler Andreas Patton in FROST, für Alexandra Sommerfeld, Christina Scherrer, Sarah Melis in SCHATTEN (Eurydike sagt), für Alexandra Sommerfeld in der englischsprachigen neuen Fassung SHADOW. EURYDICE SAYS von Elfriede Jelinek in der Übersetzung von Gitta Honegger, ist Wolfgang Musil Spielpartner. Er verstärkt die Sprache der Schauspieler:innen, damit sie in den überakustischen Museums- und Industrieräumen ihre Intimität zurückbekommt und jede zuhörende Person den Eindruck hat, als sprächen Andreas Patton, Alexandra Sommerfeld, Christina Scherrer und Sarah Melis nur zu ihr. Wolfgang Musil disloziert ihre Reden, indem er sie bisweilen aus einer anderen Richtung als der des Sprechers, der Sprecherin kommen lässt. Er lenkt das Hören der Zuschauer:innen, überrascht, begleitet und bestimmt mit seinen klanglichen Interventionen den Charakter des Abends wesentlich mit. Töne, Klänge, Variationen auf Motive treffen gleichberechtigt und nie illustrativ auf die Sprache Elfriede Jelineks, Thomas Bernhards, Samuel Becketts – beides fügt sich zu einer Gesamtmusik. Dies vor allem, weil Sabine Mitterecker und Wolfgang Musil die Texte dieser Autor:innen selbst als Partitur, als musikalisches Material begreifen.