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übersetzt von Gitta Honegger
Solo-Performance in englischer Sprache mit Alexandra Sommerfeld
Orpheus Eurydice are the epitome of lovers. When Eurydice dies prematurely after having been bitten by a snake, Orpheus ventures into the underworld to bring her back to life, charming Hades with his music. But what happens, if Eurydice doesn't want to return?
>>> Feb | März 2023 in Washington und New York <<<
Zum Journalbeitrag
Termine
2. März 2023 ACF New York
23. Feb 2023 ACF Washington
Weitere Termine in Planung
Premiere am 13. Okt 2022 ACF London
Besetzung
mit ALEXANDRA SOMMERFELD
Spielfassung und Inszenierung Sabine Mitterecker Klangregie und Live-Elektronik Wolfgang Musil
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This production was an extraordinary evocation of the space left behind, in experience, and at end of life. Alexandra Sommerfeld electrified the stage with the musings of somewhere there – and yet not there, deftly inhabiting the ground of what it is to have departed, and what memory and experience constitute. The power of the rear-view mirror, and the sense of being stuck in a space of limbo is very powerfully evoked in script and sound. It is a feat very hard to achieve in theatre, to gain access to this sublime space, and to the transcendent, and the production achieved this very elusive and noble feat with poise, and an exact balance of weight to the subject and sensory experience being evoked.
Bob Richmond, artist, London 2022
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Texte
SHADOW. Eurydice says in London, Washington und New York.
SCHATTEN (Eurydike sagt) vor einigen Jahren in Wien.
Was unterscheidet die englischsprachige von der Wiener Inszenierung?
Es sind zwei Abende, zwei vollkommen unterschiedliche Fassungen der Textvorlage von Elfriede Jelinek. Einmal deutsch, einmal englisch, kongenial übersetzt von Gitta Honegger. Einmal mit drei Schauspielerinnen, einmal ein Solo. Elfriede Jelinek komponiert ihre Texte, schreibt in einer Materialfülle und überlässt es der Regie, wie und in welcher Strichfassung sie ihre Sprachmusik in Zeit und Raum setzt. Ihre Stücke sind Textgebirge, den Pfad zum Aufstieg muss man erst einmal herauslesen. Der kann unterschiedlich ausfallen, wenn sich Produktionsbedingungen und / oder Raumsituation ändern.
In Wien war die aufgelassene Sargfabrik Atzgersdorf im 23. Gemeindebezirk, die wir vom Entrée über zwei große Hallen hinweg bespielt haben, mit entscheidend für die Entwicklung des Abends. Die drei Schauspielerinnen haben sie mit ihren Körpern durchmessen, mit ihren Stimmen kartografiert und im Zusammenspiel mit der Live – Elektronik von Wolfgang Musil in einen Ort der Imagination verwandelt. Alles, was wir in den Hallen vorfanden, ein Metalltor, riesige Rotorblätter aus den Trockenkammern der Sargproduktion, ein Graben, von uns mit Wasser befüllt, wurde genutzt. Wir haben den Abend für und mit diesem Raum entwickelt. Der Transfer an andere Spielorte funktioniert dennoch. Die Architektur, die wir jeweils vorfinden, lädt ein, mit den Räumen zu spielen, nicht gegen sie. So geschehen mit SCHATTEN (Eurydike sagt) im Odeïon Salzburg und im Salzlager Hall.
Alexandra Sommerfeld war in Wien dabei und spielt nun auch die englische Fassung…was ist das Besondere an dieser langjährigen Zusammenarbeit?
Aus meiner Sicht die Einübung ins gemeinsame Handwerk, unsere Theatersprache. Wir arbeiten mit Unterbrechungen seit über zwei Jahrzehnten zusammen. Alexandra beherrscht das Spiel mit dem Spiel, den doppelten Boden. Immer wieder jongliert sie zwischen unterschiedlichen, zum Teil einander widersprechenden Identifikationsangeboten. Bei alledem gelingt es ihr wie eine Kommentatorin in eigener Sache neben sich zu stehen und alles wieder infrage zu stellen. Theater ist ein Spiegelkabinett, das Affekte freisetzt und Denkräume in mehreren Dimensionen eröffnet. Und glücklicherweise hat sie einige Zeit im englischsprachigen Raum gelebt, so dass der Umgang mit der Fremdsprache kein Problem ist.
„Shadow“ ist eine Solo-Performance…
…was die Anzahl der Schauspielerinnen betrifft, ja. Ansonsten ist das ganze Theater in seiner Fülle darin enthalten. Die Fassung ist im Grunde die radikale Zuspitzung unserer Arbeitsweise – alles vom Körper, alles mit dem Körper, alles durch den Körper.
Was hat der Mythos von Orpheus und Eurydike der Gegenwart noch zu sagen?
Das romantische Ideal der Liebe zwischen Mann und Frau, die sogar über den Tod hinausgeht, ist der süße Gesang patriarchaler Herrschaft. Unter dem Bild der Symmetrie zwischen den Liebenden verbirgt sich der Anspruch auf Deutungsmacht über Körper, Sexualität, Reproduktion oder auch nur auf die Bilder, die wir von uns selbst entwerfen. Die binäre Ordnung scheidet die Welt in Geist/Natur, Subjekt/Objekt, Himmel/Hölle und eben Mann/Frau. Eurydike will nicht mehr aus dem Hades zurück, nicht zurück in ihr altes Leben als Trophäenfrau des großen Sängers Orpheus. Sich dem männlichen Blick auszusetzen mag zeitweise lustvoll gewesen sein, aber sie weiß, was gespielt wurde. Das binäre Schema ist längst nicht nur für Nicht-Binäre eine Zwangsjacke.
Ein Leben nach dem Mythos?
Menschen sind frei, in dem was sie tun. Aber sie leben in einer Gesellschaft, die permanent Bilder und Deutungsangebote an sie heranträgt. Wir müssen diese Codes knacken und verstehen, was sie mit uns anstellen. Nur so können wir uns von ihnen befreien. Aber da sind wir schon mitten im Theater…
Weitere Beteiligte
Fotos ©theaterpunkt | Aufführungsrechte Rowohlt Theater Verlag | Artwork 3007/Eva Dranaz
Fördergeber
Ermöglicht durch Kulturabteilung der Stadt Wien MA7, Bundeministerium Europäische und internationale Angelegenheiten BMEIA, Bundeministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport BMKÖS